Du bist als Fachkraft in der Kita tätig und na klar, du liebst deinen Job. Jetzt bist du an einem Punkt, wo du dich fragst, wo dein Platz in der Kita zukünftig sein wird. Du stellst dir diese Fragen: Soll ich weiter als Fachkraft in der Gruppe arbeiten? Soll ich mich als Fachkraft Inklusion spezialisieren? Oder gefällt es mir, mich als Fachkraft für sprachliche Bildung fit zu machen? Will ich eigentlich noch mal studieren? Steht jetzt die Familienphase an? Kurz gesagt: Wo bin ich zukünftig beruflich zu Hause?

In deinem Kopf spukt es herum. Kita Leitung zu werden, wäre eine spannende Sache. Dass, was meine Chefin kann, kann ich auch! Voller Enthusiasmus gehst du dieses neue berufliche Projekt an. Du willst vorankommen und schickst gleich mal ein bis zwei Bewerbungen für die Position der Kita-Leitung raus. Die erste Einladung zum Vorstellungsgespräch flattert ins Haus. Huch, was machst du jetzt? Du fragst dich, was dich jetzt erwartet und bist ein bisschen aufgeregt. 

Heute stelle ich dir fünf Stolperfallen vor, die dir auf dem Weg zur Kita Leitung begegnen. Damit du deinen Weg gut meisterst, gebe ich dir zu jedem Stolperstein einen Tipp. 

1. Stolperstein 

Ins kalte Wasser springen 

Du denkst dir: „Das bisschen Büroarbeit bekomme ich schon hin“. Schließlich hast du schon öfter die Barkasse abgerechnet und auch mal den Dienstplan geschrieben, während  deine Chefin im Urlaub war. „Das ist kein großes Hexenwerk“ denkst du. Oder ist es so, das eure Leitungsposition nicht besetzt ist, und alle im Team sagen, du das doch gut übernehmen könntest. Es findet sich niemand anderes, also machst du es einfach. Hut ab! 

In der Position angekommen, stellst du fest, dass zur Leitungsaufgabe noch viel mehr gehört, als du vorher gedacht hast. Du fühlst dich überfordert, bist genervt und dein Team schaut dir ganz genau auf die Finger. Was für ein Stress! So hattest du dir diese neue Aufgabe nicht vorgestellt.

1. Tipp: 

Mache dich vor dem Start als Kita Leitung mit den Qualifikationsanforderungen vertraut. Verschaffe dir einen Überblick bzgl. der Qualifikationsanforderungen für Leitungskräfte, den strukturellen  und den persönlichen Voraussetzungen. Du findest die Ausführungen in dieser Broschüre auf den Seiten 46-48. Sehr lesenswert!

https://www.uni-hildesheim.de/media/ub/Organisationsentwicklung_im_Elementarbereich/Organisationsentwicklung_in_Kitas_Gesamt_Final.pdf 

2. Stolperstein 

Sich abschotten 

Jetzt bist du in der Leitungsposition angekommen. Die neue Aufgabe fordert dich komplett heraus. Du musst deinen Tagesablauf neu strukturieren und deine Aufgaben erstmal alle sortieren, kennenlernen und umsetzen. Da bleibt natürlich keine Zeit, um noch die ganzen Zusatztermine wahrzunehmen und die beruflichen Kontakte zu pflegen. Also sagst du jegliche Termine ab und beschränkst dich auf das Nötigste. 

2. Tipp: 

Ich empfehle dir, genau das Gegenteil zu tun: Netzwerken und Kooperieren. Geh in deinen Sozialraum, mach dich bekannt. Pflege Kontakte zu wichtigen Kooperationspartnern und Leitungskollegen. Bau deine Expertise auf!

Ideen, um deine Expertise als Leitung weiterzuentwickeln:

a) Themenbezogene Leitungsrunden auf Trägerebene,

Beispiele: zum Thema Qualitätsmanagement. Konkret: gemeinsame Zielformulierung und Entwicklung von Prozessabläufen z. B. zu Eingewöhnung.

b) Fachtag auf Trägerebene

Beispiele: Vorstellung und Auszeichnung von Best-Practice-Ideen, z.B. Umsetzung altershomogener Gruppen, Projektarbeit, Partizipation.

c) Themenbezogene Facharbeitskreise mit der Fachberatung

Beispiele: Dialogisches Lesen, Sprachbeobachtung, Inklusionskonzept

d) Fortbildungen und Coaching zu Führungsthemen

Beispiele: Aufgaben delegieren, Team motivieren, Mitarbeitergespräche, sicher führen

3. Stolperstein 

Everybodys Darling sein 

Hast du gerade von der Kollegin zur Vorgesetzten gewechselt, oder das das bald an? Ich kenne das Gefühl, Freude über das  Vertrauen, dass dir ein Träger schenkt und dir zutraut, diesen Job gut machen zu können. Als Kita-Leitung möchtest du weiterhin den guten Kontakt zu den Kolleginnen pflegen. Ihr seid ja ein Team, das zusammenhält. Du verstehst dich als “ eine von ihnen“. Jetzt darfst du deine Rolle als Führungskraft ganz neu definieren. 

Es wird der Tag kommen, an dem du Entscheidungen treffen musst, die vielleicht nicht jeder Kollegin passen. In diesem sensiblen Situationen stolperst du gelegentlich über deine neue Rolle, denn du bist jetzt die Vorgesetzte.

3. Tipp

Freundschaften

Hast du dich mit Kolleginnen angefreundet? Das ist oft der Fall, schließlich verbringt man viel Zeit miteinander. Jetzt, wo du als Leitung arbeitest, solltest du dies mit deiner Kollegin besprechen: Wie wollt ihr damit umgehen und wie gelingt es, Privates und Berufliches zu trennen?

Nähe und Distanz

Als Leitung bist du nicht mehr unmittelbar eine vom Team. Viele Leitungskolleginnen bezeichnen sich auch als „gemeinsam – einsam“. Ja, einsam ist es auf diesem Posten oft und damit darfst du dich arrangieren.

Konkurrenz

Gibt es in deinem Team jemand, der auch gerne Leitung wäre, oder gibt es eine „heimliche“ Leitung? Das ist deine Konkurrenz. Auch mit diesem Thema darfst du dich auseinandersetzen und offen und konstruktiv damit umgehen. 

Respekt und Wertschätzung

Vielleicht musst du dir den Respekt bei einigen Kolleginnen erst noch „erarbeiten“. Hier ist es wichtig, klar zu kommunizieren und sich eindeutig abzugrenzen.

4. Stolperstein 

Schlecht über den Träger sprechen 

Wie war deine Einstellung zum Träger bisher? Hast du dich damit nicht viel beschäftigt, weil du schließlich wenig oder keine Berührungspunkte hattest? Oder warst du eher genervt, wenn wieder neue Vorgaben von der Geschäftsführung kamen? Bist Du diejenige, die tausend Gründe findet, warum die Vorgabe nicht umgesetzt werden kann? Oder bist du diejenige, nach Lösungen sucht? 

Deine Haltung und deine Einstellung zum Träger solltest du auf den Prüfstand stellen. Schlecht über den Träger zu sprechen ist ganz ungünstig. Wie willst du Trägerinteressen vertreten, wenn du ihm gegenüber nicht loyal bist. Das macht dich unglaubwürdig.

4. Tipp 

Welche Rolle willst du ihm gegenüber einnehmen?  Stell dir die Frage, wie du konkret die Zusammenarbeit mit deinem Träger gestalten kannst! Jetzt gilt es, diese Zusammenarbeit mit dem Träger zu gestalten. Ja, auch von deiner Seite! Natürlich ist es dein Chef, oder deine Chefin und ihr steht nicht auf einer Hierarchieebene. Das ist klar. Aber du kannst aktiv vorangehen und deinen Teil dazu beitragen. Du willst doch nicht „Befehlsempfänger“ sein, oder? 

Du bist das Bindeglied zwischen Träger und Team und möchtest dies positiv leben. Sei deinem Träger gegenüber loyal und vertrete das Leitbild und die Vereinbarungen klar im Team, auch wenn deine Meinung evtl. eine andere ist. 

Themen, die die Zusammenarbeit mit dem Träger betreffen, könnten z.B. folgende Aspekte sein: Du sprichst mit deinem Vorgesetzten über das dir zur Verfügung stehende Finanzbudget, du klärst Fragen zur Personalaquise, du bist z.B. in einer Steuerungsgruppe für euer Qualitätsmanagement eingebunden. 

5. Stolperstein 

Im Hau-Ruck-Verfahren neue Projekte umsetzen 

Du kommst in ein neues Kita-Team, du eröffnest eine nagelneue Kita mit einem neuen Team, oder du übernimmst die Leitung in deinem alten Team. Es geht los und du bist hoch motiviert. Bereits im ersten Monat stellst du fest, dass einiges nicht so läuft, dir vorstellst. Schließlich hast du dich fachlich schon richtig gut vorbereitet. Du bist Fachwirtin für Erziehungswesen, hast du einen Bachelor gemacht, oder dich mit einer Leitungsfortbildung gut auf diese neue Funktion vorbereitet. Jetzt willst du also loslegen. 

Im Schnellverfahren möchtest du dein Team mitnehmen und einiges im Kita-Alltag verändern. Denn das was du dort beobachtest, gefällt dir ganz und gar nicht. Du möchtest den einzelnen Kolleginnen erklären, wie man wertschätzend und auf Augenhöhe mit Kindern kommuniziert. Du willst die „Strafaufgaben“ abschaffen, die Kinder bekommen, wenn sie nicht richtig „funktionieren“. Beim Mittagessen möchtest du die Unterhaltung der Kinder untereinander fördern und die bestehende Regel „beim Essen spricht man nicht“ über Bord werfen. Der Morgenkreis soll ab jetzt täglich stattfinden und die Kinder sollen die Turnhalle täglich nutzen dürfen. 

5. Tipp 

Gib deinem Team und dir Zeit. Gib ihnen sehr viel Zeit. Realistisch ist ein Zeitraum von einem Jahr. Ich höre dich schon sagen: “ das geht doch gar nicht!“, oder “ das muss viel schneller gehen!“ aus meiner Erfahrung weiß ich, Veränderung braucht Zeit! Du kennst den Spruch: “ gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht!“ so ist es auch, wenn du dich als neuer Kita-Leitung mit deinem Team auf den Weg machst. 

Was kannst du tun? Hospitiere in den ersten 4 Wochen in allen Gruppen. Dabei reicht es aus, täglich ca 2 Stunden möglich ist. Notiere dir im Anschluss die Stärken und Ressourcen deiner Kolleginnen. Führe anschließend mit jeder Kollegin ein Einzelgespräch. Höre genau hin: was wünscht sie sich, was sind ihre Stärken, wie kann sie sich gut einbringen. Gib ihr ein Feedback zu Ihren Stärken und Ressourcen, die du während der Hospitation beobachtet hast. 

Wichtig: Es geht um Bindung und Beziehung! Baue zunächst eine positive Beziehung zu deinen Kollegen auf, sie in ihrem Tun und finde eine gemeinsame Basis. Stelle deiner Veränderungsprojekte zugunsten this Beziehungsaus und der Teamentwicklung eine Weile zurück. Wenn dieser Meilenstein gelingt und du gute Beziehungen aufgebaut hast, kannst du mit den Veränderungsprozessen im Kita-Alltag beginnen. 

Du brauchst Coaching & Beratung

Fühlst du dich gerade total überfordert von den ganzen Anforderungen, die an dich als Kita-Leitung gestellt werden? Wenn du Unterstützung suchst, dann lass uns gerne ein unverbindliches Kennenlerngespräch führen. Das Gespräch kannst du in meinem Onlinekalender buchen. Es findet über Zoom Videokonferenz statt. Wir klären, ob und wie ich dir helfen kann.