Warum arbeitest du hier?

Angenommen du fragst in deiner Kita mehrere Kolleginnen nach ihrem Job. Auf die Frage: „Warum arbeitest du hier?“, bekommst du ganz unterschiedliche Antworten. Maike sagt: „Ich arbeite hier, um Geld zu verdienen“. Elke sagt: „Ich will Karriere machen und Kita-Leitung werden“. Natalie hingegen erklärt: „Ich möchte eine richtig gute pädagogische Arbeit machen, damit die Kinder ihr volles Potenzial entwickeln können und gut auf ihr Leben vorbereitet werden hin zu eigenverantwortlichen, kompetenten Menschen“. Fachkräfte, die einen tieferen Sinn in ihrer Kita Arbeit sehen, setzen sich viel stärker ein, erzielen sehr gute Ergebnisse und sind leistungsbereit.

In diesem Blogartikel geht es um die Berufung. Amy Wrzesniewski, Professorin für Organizational Behavior an der Yale Universität, beschreibt drei grundlegende Einstellungen für Arbeit. 

Arbeit als Broterwerb

Menschen mit dieser Einstellung geht es vor allen Dingen darum, Geld zu verdienen und ausreichend abgesichert zu sein. Arbeit ist für sie Pflichterfüllung. Arbeiten muss man. Der Spaß steht dabei nicht im Vordergrund. Diese Mitarbeiter warten in der Regel auf den Feierabend, das Wochenende und den nächsten Urlaub. Laut der Gallup Organization, einem Markt- und Meinungsforschungsinstitut, trifft diese Aussage zurzeit auf circa 70 % der Beschäftigten in Deutschland zu.

Arbeit als Karrieresprungbrett

Mitarbeitende dieser Kategorie richten ihren Blick auf die Zukunft. Sie warten auf den nächsten Karriereschritt, die nächste Gehaltsstufe. Sie streben nach mehr Ansehen und Anerkennung. Diese Kolleginnen und Kollegen zeigen einen hohen Einsatz und sind sehr interessiert. Deswegen sind sie auch oft bei Führungskräften beliebt. Diese Mitarbeitenden finden oft nicht ihr Gleichgewicht und können langfristig nicht immer leistungsfähig bleiben. Im schlimmsten Fall werden sie krank oder steigen ganz aus. Hinzukommt ein weiteres Problem: Mitarbeiter mit einem starken Konkurrenzverhalten verhindern eventuell auch die Entfaltung der einzelnen Ressourcen im Team.

Job als Berufung

Diejenigen Fachkräfte, die ihre Arbeit als Berufung erleben, empfinden einen tieferen Sinn. Dahinter steht das größere Ganze. Sie leisten einen wichtigen Beitrag und identifizieren sich mit den Zielen ihrer Arbeit. Die Arbeit selbst begeistert sie und bringt ihnen Erfüllung. Diese Mitarbeitenden zeigen einen hohen Einsatz, entwickeln sehr gerne ihre Stärken weiter und machen sich stets auf zu neuen Ufern. Sie wollen nicht in erster Linie befördert werden. Hohe Arbeitsbelastung erleben sie seltener als negativen Distress, sondern ganz im Gegenteil, als positiven Stress.

Jeder Job kann als Berufung erlebt werden

Zu welcher Kategorie würdest du selber dich zählen? Kann jeder Job zur Berufung werden? Dies ist ganz klar mit JA zu beantworten. Jeder Job kann als Berufung erlebt werden. Und dabei kommt es gar nicht auf die Art der Arbeit an. Von der Putzfrau bis zum Arzt kann jeder seinen Job als Berufung erleben. Entscheidend ist, seine eigene Tätigkeit selbst so zu verändern, dass Sinn und Ausführung für einen selbst passen. Was bedeutet das jetzt konkret? Genau genommen tun wir dies unbewusst schon längst: Abläufe werden angepasst, Aufgaben weggelassen oder hinzugefügt, so dass sie für die Fachkräfte in der Kita Sinn ergeben und die Aufgabe unterm Strich mehr Freude bereitet.

Wie kann eine Führungskraft Mitarbeitende auf ihrem Weg zur Berufung unterstützen?

Aufgaben ändern

Im ersten Schritt kannst du dich fragen, ob die Art der Aufgabe verändert werden kann, einzelne Prozesse angepasst oder neugestaltet werden können. Versetze dich in die Lage der Kollegin oder des Kollegen: Würdest du gerne die Aufgabe der Kollegin oder des Kollegen auf diese Art und Weise erledigen, wie er oder sie es tut? 

Beziehungen verändern

Manchmal ist es viel einfacher, die Art der Kommunikation, die Informations- und Besprechungskultur anzupassen, damit alle im Team mehr Freude am Job haben.

Beispiel:

Anstelle der monatlichen Gesamtteam Sitzung mit 20 Personen im viel zu engen Personalraum könntet ihr gemeinsam überlegen, welche Besprechungsformate entspannter, effizienter und harmonischer verlaufen könnten. Hier wäre es denkbar, Bereichsteams zu bilden, also beispielswwiese Besprechungsteams mit jeweils nur zehn Personen.

Die eigene Einstellung ändern.

Die größte Veränderung wirst du erleben, wenn du deine Einstellung oder die der Kolleginnen zur Arbeit änderst. Konkret geht es hierbei um die subjektive und sehr persönliche Bewertung der eigenen Arbeit. Folgende Fragen sind hierbei hilfreich:

  • Was trage ich mit meiner Arbeit zum großen Ganzen bei? 
  • Welchen Nutzen stifte ich? Welchen Zielen dient meine Arbeit?

Reflexion zu deiner Einstellung zur Arbeit

Willst du nochmal genauer hinschauen und deine Einstellung zur Arbeit in den Blick nehmen? Dann lade dir gerne diese Übung als PDF herunter 

Diese wertvolle Übung unterstützt dich, bzw. deine Mitarbeitenden dabei, herauszufinden welche Werte damit erfüllt werden und welchen Beitrag du oder sie damit leistest. Lass dich überraschen welche Werte öfter auftauchen. Welche Tätigkeit macht keinen Spaß, bei welcher kommen weniger oder gar keine Stärken zum Einsatz? Wie können diese Tätigkeiten verändert werden, weiterentwickelt werden oder im Team neu verteilt werden?

Fülle statt Mangel

Sehr spannend ist es, sich selbst und auch im Team zu fragen, welche Bedürfnisse sollten erfüllt sein, damit sich Motivation und Arbeitsfreude entfalten können? Was ist es genau, dass proaktives, zielorientiertes Handeln, persönliche Entwicklung und psychisches Wohlbefinden möglich werden lassen?

Die Psychologen Edward L. Deci und Richard M. Ryan Von der Universität Rochester/USA unterscheiden drei psychische Grundbedürfnisse, die jeder Mensch hat. Sie müssen erfüllt sein, damit wir motiviert sind und wohl fühlen und mental gesund bleiben.

Grundbedürfnis Autonomie

Ich habe Handlungsspielräume, kann selbst entscheiden und im Einklang mit meinem werten agieren. Die Ziele des Unternehmens sind mit meinen Zielen im Einklang. Dadurch sind mir Sinn und Nutzen meiner Tätigkeit klar. Zeitdruck und eine Detailsprache verringern hingegen mein Autonomieerleben. 

Grundbedürfnisse Kompetenz 

Ich habe Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Wenn ich meine Stärken einsetzen kann, um besser zu werden, dann bleibe ich am Ball und setze meine Ziele nachhaltig um. Durch die selbst erlebten Erfolge befinde ich mich in einer Erfolgsspirale. Ich traue mir immer mehr zu und setze mir noch herausforderndere Ziele.

Grundbedürfnisse Bindung

Ich fühle mich verbunden, kann andere unterstützen und werde selbst auch unterstützt. Ich erlebe gegenseitige Akzeptanz und ein Miteinander im Unternehmen. Ich habe Vorbilder in meinem Umfeld, die mich ermutigen und die meine Kreativität anregen.

Überprüfe deine Füllstände

Mit dieser Übung kannst du überprüfen, ob psychischen Grundbedürfnisse erfüllt sind. Du kannst konkrete Verbesserungsvorschläge ableiten. Dr. Daniela Blickhahn hat folgende Übung entwickelt. Male auf ein Blatt Papier drei Säulen Und beschrifte sie jeweils mit Autonomie, Kompetenz und Bindung. Lade dir die Übung gerne herunter.

Füllstände deiner Psychischen Grundbedürfnisse

  • Zeichne in die unteren Trichter die Füllstände ein, um deinen jetzigen Ist-Zustand festzulegen. Wie voll oder leer sind im Moment deine Behälter Autonomie, Kompetenz und Bindung?
  • Frage dich: Welche Bedürfnisse sind aus deiner Sicht gut versorgt? Für welche Bedürfnisse würdest du gerne deine Füllstände erhöhen?
  • Schreibe dir drei konkrete Ziele für die Zukunft auf, mit denen es gelingt die Vorstände zu erhöhen. Kleine Ziele, die konkret und alltagstauglich sind und sich nicht allzu schwer erreichen lassen.
  • Überprüfe nach einer Woche deine Füllstände. Welche Erfolge kannst du verzeichnen?
  • Finde heraus, welche Verhaltensweisen, Tätigkeiten und Alltagsgewohnheiten deine Grundbedürfnisse beeinflussen.
  • Verbessere dein Selbstmanagement Woche für Woche, in dem du immer ein kleines Stück mehr von dem einplanst und umsetzt, was deine Grundbedürfnisse nährt und so deine Behälter füllt.

Du brauchst Coaching & Beratung

Fühlst du dich gerade total überfordert von den ganzen Anforderungen, die an dich als Kita-Leitung gestellt werden? Wenn du Unterstützung suchst, dann lass uns gerne ein unverbindliches Kennenlerngespräch führen. Das Gespräch kannst du in meinem Onlinekalender buchen. Es findet über Zoom Videokonferenz statt. Wir klären, ob und wie ich dir helfen kann.